Journal

2016 – ein Rückblick

das weinbaulich aufregendste Jahr meines Schaffens

Mit dem Austrieb der ersten Rebknospen beginnt für uns und für unsere Reben eine intensive, arbeitsreiche aber auch sehr sensible Zeit. Wir richten unseren Arbeitsalltag ganz auf die Bedürfnisse der Natur und der Weinstöcke aus und begleiten diese in ihren verschiedenen Phasen und Verwandlungen des heranwachsen und reifen.

Es hat alles ganz durchschnittlich begonnen, doch in der arbeitsintensivsten Periode im Juni kam der Regen.

Insgesamt hatten wir in diesem Monat mehr als den doppelten Niederschlag der sonst in diesem Zeitraum vom Himmel fällt. Dies stellte uns und unsere Reben vor besondere Herausforderungen. Die Böden waren nur bedingt befahrbar, der Pflanzenwuchs insgesamt konnte als auswuchernd bezeichnet werden, die Reben variierten je nach Alter und Standort zwischen überproportionaler Wuchskraft und depressivem Stillstand, wenn die Wurzeln zu nass waren. Hinzu kam dann noch, was nicht anders zu erwarten war, der falsche Mehltau. Dieser Pilz liebt den Regen und feucht warme Witterung und da 2016 beides im Überangebot vorhanden war, vermehrte er sich ständig weiter und bedrohte in einem nicht gekannten Ausmaß unsere Ernte. Während unsere Mitarbeiter im Weinberg ständig von neuen Infektionen berichteten, waren wir gefühlt von Anfang Juni bis Mitte Juli damit beschäftigt den Pilzdruck in Schach zu halten. Unser Teekessel lief ohne Unterbrechung und wenn es nicht regnete waren wir im Weinberg um Pflanzenschutz zu betrieben. Natürlich müssen ökologisch wirtschaftende Betriebe deutlich präziser arbeiten um gute Trauben zu erzeugen, da bei dieser Bewirtschaftungsform keine mannigfaltige Auswahl synthetischer Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen. Und ja, auch wir betreiben natürlich Pflanzenschutz, dafür stehen uns zwei organische Pflanzenschutzmittel, Kupfer und Schwefel und eine Auswahl an Pflanzenstärkungsmitteln zur Verfügung.

Da die Situation sich über alle Anbaugebiete erstreckte, war dies natürlich auch der Presse zu entnehmen und so entbrannte auch bald, wie dies heute so dazu gehört, eine oft sehr populistisch geführte Diskussion seitens der Politik und auch in Kollegenkreisen, ob denn Bio-Anbau überhaupt funktioniere, oder gar als solcher benannt werden darf . Was uns persönlich sehr nachdenklich stimmt, aber auch zeigt wozu ein guter Lobbyismus im Stande ist.

Tatsächlich hat es viele Ernteeinbußen gegeben und dies sowohl bei ökologisch als auch bei anders arbeitenden Kollegen. Natürlich gab es auch in unserem Weingut Weinberge in denen wir  Trauben an den Pilz verloren haben, einzelne sogar nahezu komplett, jedoch blicken wir mit Stolz auf die geleistete Arbeit zurück. Wir haben qualitativ und quantitativ einen überdurchschnittlichen Jahrgang im Keller. Dies war in diesem Jahr nicht ganz einfach zu erreichen, doch vor allem die Arbeit mit den biologisch dynamischen Präparaten hat uns geholfen nicht nur Trauben per se, sondern vor allem aromatisch ausgereifte Trauben zu ernten was auf Grund der Wetterverhältnisse und des daraus resultierenden unharmonischen Pflanzenwuchs nicht selbstverständlich war. Selten konnten wir so deutlich erfahren wie mit dem Einsatz dieser Hilfsmittel Impulse gesetzt werden und Ausgleich geschaffen wird, aber auch das komplette System unserer aufwendigen Weinbergs Arbeit greift.

Außergewöhnlich für uns ist, dass  zu dieser Zeit auch schon die ersten 2016er Weine abgefüllt werden. Wir haben uns bewusst zu diesem Schritt entschieden, da einige dieser Weine des 2015er Jahrgangs bereits im Sommer ausverkauft waren. Aufgrund innerbetrieblicher Umstrukturierung der Rebsorten und einer Partnerschaft mit einem Demeter Weingut aus dem Nachbarort sind wir mit diesen Weinen in der Verfügbarkeit sehr gut aufgestellt. Letztlich haben aber auch die Weine mitgespielt, waren rechtzeitig trocken und in Ihrer Entwicklung in einem Stadium, das uns erlaubt, erste Teilmengen für den Bedarf bis ins Frühjahr abzufüllen.